Wie genau Gunter Demnig auf den Namen gekommen ist, weiß er heute nicht mehr. Sicher ist, dass er sich für den Namen entschieden hatte, als er noch davon ausging, dass das Verlegen der Steine eine einmalige Kunstaktion wäre. Ihm gefiel die Doppeldeutigkeit des Namens, weil er mit den Steinen ein gedankliches Stolpern bewirken wollte.
Mittlerweile zitiert Gunter Demnig gern einen Schüler, der bei einer Verlegung nach der Frage eines Journalisten, ob man nicht über die Steine falle, antwortete: „Man fällt nicht über die STOLPERSTEINE, du stolperst mit dem Kopf und dem Herzen."
Gunter Demnig geht es um das individuelle Gedenken. Die Nationalsozialisten wollten die Menschen vernichten, zu Zahlen machen und selbst die Erinnerung an sie auslöschen. Gunter Demnig möchte diesen Prozess umkehren und die Namen zurück in unsere Städte holen, dahin wo die Menschen einst ihren Lebensmittelpunkt hatten. Gunter Demnig zitiert in diesem Zusammenhang gern eine Stelle aus dem Talmud, wo es heißt: „Eine Person ist erst dann vergessen, wenn man sich nicht mehr an ihren Namen erinnert."
Für Orte, an denen die Zahl der Opfer die räumlichen Gegebenheiten oder unsere Vorstellungskraft übersteigen, entwickelte Gunter Demnig das Konzept der STOLPERSCHWELLE. Auf einer STOLPERSCHWELLE kann in wenigen Zeilen dokumentiert werden, was an diesem Ort geschah. Die Schwelle basiert auf den Maßen der STOLPERSTEINE (Breite 96mm), kann aber bis zu einem Meter verlängert werden.
Ja, jeder und jede kann einen STOLPERSTEINE verlegen lassen. STOLPERSTEINE funktionieren nach dem Prinzip eines grassroot-movements. Dies bedeutet, dass jede Person mitmachen kann, die interessiert ist. Der Impuls für einen Stolperstein wird immer von außen also von Initiativen, Heimat- und Geschichtsvereinen, Schulen und vielen anderen an uns herangetragen.
Wenn Sie einen STOLPERSTEIN verlegen lassen möchten, wenden Sie sich an die STOLPERSTEIN-InitiatorInnen in Ihrer Stadt. Wenn es sich um die erste Verlegung in Ihrer Stadt handelt, dann müssten Sie sich um die Genehmigung bemühen. Nähere Informationen dazu finden Sie in unseren Schritten zur STOLPERSTEIN-Verlegung
Hinter den Stolpersteinen steht der Künstler Gunter Demnig. Er hatte die Idee zu diesem KunstDenkmal und verlegt seit 1993 Jahren noch viele STOLPERSTEINE selbst. Um zu sichern, dass das Projekt noch viele Jahre weiterbestehen wird, hat Gunter Demnig die Stiftung – Spuren – Gunter Demnig gegründet.
Außerdem steht hinter den Stolpersteinen von Gunter Demnig noch ein kleines Team von festangestellten MitarbeiterInnen und FreiberuflerInnen:
Gunter Demnig hat 1991 eine Farbspur in Köln verlegt, um an die Deportationswege der Sinti und Roma zu erinnern. Als er wenige Jahre später die Spur durch Messingschriftzüge ersetzte, sprach eine ältere Frau ihn an, würdigte sein Projekt zwar, bezweifelte jedoch, dass "Zigeuner" in ihrer Nachbarschaft gelebt hätten. Da wurde Gunter Demnig bewusst, dass viele Geschichten gar nicht mehr im Bewusstsein der heutigen Bevölkerung vorhanden sind.
Er wusste, er muss ein Projekt beginnen, dass zum einen das Gedenken in die Städte und Straßen holt und zum anderen die Orte markiert, an denen die Opfer lebten und die Verbrechen einst begannen. Zunächst waren die Stolpersteine eine rein konzeptuelle Idee und erst nachdem die ersten Steine auf Zuspruch von Angehörigen der Opfer stießen, beschloss er, dass Projekt auszuweiten und weiterzumachen.
Gunter Demnig hat 1992/1993 das Kunstkonzept für die Stolpersteine entworfen und dieses stetig weiterentwickelt. Nicht nur ist jeder Stein ein Kunstwerk, da er ästhetischen Ansprüchen genügen muss und per Hand von einem Bildhauer hergestellt wird, sondern auch alle Steine und involvierten Menschen bilden in ihrer Gesamtheit eine Soziale Skulptur (nach Beuys).
Das KunstProjekt STOLPERSTEINE nach der Idee von Gunter Demnig beinhaltet nicht nur die Auseinandersetzung mit den einzelnen Schicksalen, sondern beinhaltet auch die Verlegung des fertigen Steins. Er möchte vor Ort sein, um eine würdige Verlegung zu garantieren, dazu gehört unter anderem die Stelle für die Verlegung zu sehen und Kontakt mit Anwesenden und Angehörigen zu haben.
Er möchte mit den Stolpersteinen der nationalsozialistischen Massenvernichtung etwas entgegensetzen. Daher sollen die Steine einzeln und nicht in Masse eingesetzt zu werden, um der Person dahinter gerecht zu werden.
Stolpersteine können theoretisch überall dort verlegt werden, wo die Nationalsozialisten zwischen 1933 und 1945 ihre Verbrechen begingen und Menschen verfolgt, gedemütigt oder ermordet haben. Voraussetzung für eine Verlegung ist die Genehmigung der Stadt, da Stolpersteine (bis auf wenige Ausnahmen) auf öffentlichen Grund verlegt werden.
Stolpersteine werden immer vor dem letzten freiwillig gewählten Wohnort verlegt. Ausnahmen können Schulen, Universitäten, Synagogen oder ähnliches bilden, wo die Menschen einst auch ihren Lebensmittelpunkt hatten.
Gedacht wird mit diesem Projekt aller verfolgten oder ermordeten Opfer des Nationalsozialismus:
Unsere Voraussetzung für die Verlegung von STOLPERSTEINEN ist, dass im Gedenken die Familien wieder "zusammengeführt" werden. Daher werden auch überlebende Familienangehörige an der entsprechenden Adresse einbezogen und erhalten einen Stolperstein: zum Beispiel Kinder, die in Sicherheit gebracht werden konnten; Jugendliche, die nach Palästina gingen; Angehörige, denen die Flucht gelang; KZ-Überlebende; u.a. Gedacht wird auch der Menschen, die unter dem Druck der damaligen Umstände ihrem Leben ein Ende setzten.
Stolpersteine haben für uns unterschiedlichste Funktionen:
Ursprünglich hatte Gunter Demnig überlegt, die Plaketten an den Hauswänden anzubringen. Er hat jedoch Abstand von dieser Idee genommen, da er dann die Genehmigung der HauseigentümerInnen benötigt hätte und er nach fachkundiger Beratung einsehen musste, dass vermutlich nur die wenigsten dem zugestimmt hätten. Bei einer Verlegung im Gehweg brauchen er hingegen nur die Genehmigung der Stadt und können die Steine gut sichtbar in das Stadtbild integrieren. Sie können nun im Vorbeigehen entdeckt werden, dominieren aber nicht die städtische Landschaft.
Gunter Demnig hatte sich zudem bewusst für Messing entschieden, da dies durch die Reibung, zum Beispiel mit Schuhsohlen, poliert werden kann. In der Praxis treten allerdings die wenigsten Menschen auf die Steine, so dass sich mittlerweile vielerorts Putzpatenschaften gegründet haben, die die Stolpersteine regelmäßig wieder zum Glänzen bringen.
Die STOLPERSTEINE sind keine Grabsteine. Das können sie auch nicht sein, da ja dort keine echten Gebeine darunter liegen. Deshalb kann man theoretisch bedenkenlos darüber laufen. Gunter erinnerte sich, dass er früher mit seiner Schulklasse mal völlig gedankenlos durch den Petersdom gelaufen ist, über richtige Grabplatten, worunter noch die echten Gebeine begraben wurden. Im Museum für Sepulkralkultur in Kassel erfuhr er auf Nachfrage, dass dies sogar eine besondere Ehre ist. Je mehr Menschen über die Grabplatten laufen, umso höher ist die Anerkennung desjenigen, der dort begraben liegt.
Es gibt einige wenige Städte bzw. Initiativen, die sich gegen Stolpersteine entschieden haben. Dies kann die unterschiedlichsten Gründe haben. Das häufigste Argument gegen die Steine ist jedoch, dass auf den Namen der Opfer herumgetrampelt wird. Insofern entscheiden sich diese Städte in den meisten Fällen für alternative Gedenkformen. Das ist völlig akzeptabel und belebt die deutsche Gedenklandschaft, denn wir bestehen nicht darauf STOLPERSTEINE gegen den Willen von Angehörigen zu verlegen.
Unsere STOLPERSTEINE werden jedoch vom Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kräftig unterstützt.
STOLPERSTEINE sind Gedenksteine, aber keine Grabsteine. Sie sollen uns über die Schicksale der Menschen reflektieren lassen und vor allem Familien im Gedenken wieder zusammenführen, die im Nationalsozialismus einst jäh auseinandergerissen wurden. Wir wollen zudem nicht darüber urteilen, wer Opfer der Verbrechen war und wer nicht. Das Leid eines Menschen, der sich verstecken oder seine Heimat verlassen musste oder ein KZ überlebt hat, möchten wir nicht bemessen.
Wenn Sie einen STOLPERSTEIN verlegen möchten, wenden Sie sich an unsere Koordinatorinnen Susanne Weeber (Deutschland), Alexander Stukenberg (Benelux-Länder), Nikola Brunner & Andreas Ullmann (Austria und die Schweiz) oder Dr. Anne Thomas (restliche Länder). In vielen Orten gibt es bereits Initiativen, welche die Verlegungen organisieren und die zwecks Absprache und Planung die besten Ansprechpartner sind.
Sollte es noch keine STOLPERSTEIN-Verlegung in Ihrer Kommune gegeben haben, dann ist die Grundvoraussetzung für eine Verlegung immer zuerst die Genehmigung der Stadt. Zudem sollten Sie im Vorfeld die Biografien in groben Zügen rekonstruiert haben und wissen, in welchen Archiven Sie recherchieren können. Bitte bedenken Sie auch, dass Angehörige der Opfer von der Verlegung informiert werden sollten. Nähere Informationen dazu finden Sie in unseren Schritten zur STOLPERSTEIN-Verlegung Schritte zur Verlegung.
Der einfachste Weg ist es eine Stadt oder eine lokale STOLPERSTEIN-Gruppe direkt anzuschreiben und nach einer Übersicht zu fragen. Viele Gruppen haben mittlerweile auch Publikationen veröffentlicht oder Online-Datenbanken eingerichtet, in denen die Biografien zu den Opfern nachgelesen werden können. Auch wir arbeiten an einer Datenbank, die vermutlich im Frühjahr 2020 online gehen wird.
Sie sollten sich an die Bürgermeisterin / den Bürgermeister oder den Stadtrat wenden und eine Genehmigung für die Verlegung von STOLPERSTEINEN im öffentlichen Raum anfragen. Die meisten Städte handhaben es so, dass eine einmalige Genehmigung für mehrere Verlegungen ausgesprochen wird, die über Jahre gilt.
Ja, die Biografien für die Inschriften sollten die jeweiligen Initiatoren weitgehend eigenständig recherchieren. Es empfiehlt sich immer Archive und Geschichtsvereine einzubinden, um nähere Informationen zu den Einzelschicksalen und den damit verbundenen historischen Quellen zu erschließen. In diesem Zusammenhang hat sich zudem die Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) bewährt.
Außerdem können Gewerkschaften für politische Opfer und Kirchen bzw. Jüdische Gemeinden zu religiös verfolgten Opfern befragt werden. Und auch die Verbände der Roma und Sinti, die Vereine für homosexuelle Opfer und die Opferverbände der Zeugen Jehovas geben Auskunft. Hintergrundinformationen für die Opfer der sogenannten Euthanasie- bzw. Krankenmorde sind zumeist in den jeweiligen Kliniken zu finden.
Weitere Informationen können Sie erfragen beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen oder im online Gedenkbuch des Bundesarchivs.
Wir bitten darum, die Familienschicksale für die Zeit von 1933 bis Kriegsende 1945 möglichst umfassend zu recherchieren und zu übermitteln. Es sollte in jedem Fall das Schicksal der gesamten Familie dokumentiert werden. Bitte geben Sie sowohl deportierte / ermordete als auch geflohene / überlebende Familienmitglieder an.
Bevor die Inschriften eingeprägt werden, überprüfen wir die Daten mit dem Gedenkbuch des Bundesarchivs. Das online einsehbare Gedenkbuch des Bundesarchivs sehen wir als zuverlässige Quelle an. Inschriften sollten im Regelfall mit den dortigen Daten übereinstimmen.
Falls im Zuge der lokalen STOLPERSTEIN-Recherchen nachprüfbare oder mindestens verlässliche weitere oder abweichende Informationen zu Tage kommen, ist eine Rückmeldung beim Bundesarchiv unter Angabe der Quelle sehr willkommen. Bitte nutzen Sie dazu die Möglichkeit zur Rückmeldung, die Ihnen bei jedem personenbezogenen Einzeleintrag angeboten wird. Bitte beachten Sie jedoch, dass das Bundesarchiv eine Anpassung der entsprechenden Einträge im Gedenkbuch nicht sofort vornehmen kann.
Die Messingoberfläche der STOLPERSTEINE oxydiert und bildet damit praktisch eine Schutzschicht. Dort, wo kein Publikumsverkehr 'die Erinnerung blank poliert', treten Verfärbungen von Hellbraun bis fast Schwarz auf. Die Veränderungen können durchaus unterschiedlich ausfallen (die Legierungen schwanken in der Zusammensetzung).
Zum Säubern gibt es unterschiedliche Methoden; wir empfehlen gebräuchliche Metall- oder spezielle Messingputzmitteln aus dem Drogeriemarkt. Dazu benötigen Sie ein wenig Wasser und einen einfachen Küchenschwamm. Hilfsmittel mit sehr harter Oberfläche wie Drahtbürsten oder andere harte Gegenstände sollten nicht benutzt werden, da die Messingplatten hierdurch dauerhaft beschädigt werden.
Bei der Benutzung der milchigen Metall-Putzmitteln sollten Sie eine geringe Menge auf einen Stofflappen und nicht direkt auf die Messingfläche geben. Sie vermeiden dadurch weiße Putzmittelränder auf dem umliegenden Pflaster, die sich nur sehr langsam wieder zersetzen.
Nachdem Sie die Messingplatte mit der Reinigungsmilch eingerieben haben, lassen Sie das Mittel für circa eine Minute antrocknen und danach können Sie das Messing polieren. Sollte das Reinigungsergebnis noch nicht Ihren Vorstellungen entsprechen, wiederholen Sie den Vorgang.
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei allen Menschen, die regelmäßig die STOLPERSTEINE reinigen!
Die Kosten für einen STOLPERSTEIN haben wir so berechnet, dass wir unsere Verlegungen sicherstellen und verwandte Erinnerungsprojekte Projekte unterstützen können. Von den € 120,- bzw. € 132,00 werden folgende Aspekte finanziert:
Wenn Sie eine Verlegung organisieren, müssen Sie mit € 120,- (in Deutschland) bzw. € 132 (außerhalb von Deutschland) pro Stein rechnen. Hinzu können die Kosten für eine Übernachtung von Gunter Demnig kommen. Von der Übernachtung erfahren Sie sechs Monate im Voraus, wenn die Verlegerouten fertig geplant sind. Mit weiteren Kosten müssen Sie nicht rechnen.
Die STOLPERSTEINE werden über Spenden und Patenschaften finanziert. Viele Orte regeln es so, dass es für jeden Stein einen Paten gibt. Patenschaften können von Privatpersonen, Institutionen, Ausbildungsstätten, Firmen, Vereinen, Schulklassen oder Parteien übernommen werden. Wir arbeiten nach dem Vertrauensprinzip. Sie zahlen die Steine erst nachdem sie verlegt wurden.
Nein. Die Oberfläche der STOLPERSTEINE ist aus Messing, welches in Beton eingegossen wird, um die Form des typischen STOLPERSTEINS zu erhalten.
Gunter Demnig ist bei der „STIFTUNG – SPUREN – Gunter Demnig" als selbstständiger Mitarbeiter angestellt und bekommt ein durchschnittliches Festgehalt. Alle Zahlungen und Spenden für die STOLPERSTEINE werden auf das Konto der Stiftung eingezahlt. Die Stiftung ist gemeinnützig und wird jährlich geprüft, so dass weder die Gelder veruntreut noch für private Zwecke ausgeben werden können.
STOLPERSTEINE werden in der Regel über Patenschaften finanziert. Wenn Sie Pate eines Steins werden möchten, wenden Sie sich an die entsprechende Stadt und schreiben Sie die dortigen InitiatorInnen an. Einen Überblick aller STOLPERSTEIN-InitiatorInnen finden Sie auf unserer Homepage.
Natürlich können Sie unsere Stiftung auch unabhängig davon unterstützen. Die nicht-gebundene Spenden nutzen wir beispielsweise für die Finanzierung von langen Anreisewegen, dem Erhalt unseres Eintritt freien Museums, dem Aufbau der Datenbank oder der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen.
Für diesen Fall überweisen Sie Ihre Spende bitte wie folgt:
Empfänger: STIFTUNG – SPUREN – Gunter Demnig
Bank: VR Bank Hessenland e.G.
IBAN: DE69 5309 3200 0001 4534 08
BIC: GENODE51ALS
Verwendungszweck: Spende für die STIFTUNG – SPUREN – Gunter Demnig
Wir bedanken uns vorab herzlich für Ihre Unterstützung!
Für ungebundene Spenden über € 200,00, die Sie auf unser Stiftungkonto überweisen, können wir eine Spendenquittung ausstellen. Für die Zahlung der Stolpersteine können wir keine Quittung ausstellen, da Sie ja damit ein Kunstwerk erwerben, welches nach der Verlegung als Schenkung an die Stadt übergeht.